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Russlands Raumfahrt am Vorabend des 50. Jahrestages des historischen Fluges von Juri Gagarin: Der Kampf um die Wiedererringung der Führungsposition in der Welt

— abgelegt unter:

Vortrag im Planetarium am Insulaner

Was
  • populärwiss. Vortrag
Wann 24.06.2009
von 20:00 bis 21:30
Wo Kuppelsaal des Planetariums
Name
Kontakttelefon (030) 790093-0
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Russlands Raumfahrt am Vorabend des 50. Jahrestages des historischen Fluges von Juri Gagarin: Der Kampf um die Wiedererringung der Führungsposition in der Welt

(Gerhard Kowalski, Berlin)

Gut 40 Jahre nach dem Tod von Juri Gagarin (27. 3. 1968) und knapp 50 Jahre nach seinem historischen Raumflug vom 12. April 1961 strebt Russland wieder die Führungsposition in der internationalen Raumfahrt an, die es Ende der 1960er Jahre durch den verlorenen Wettlauf um den Mond an die USA abtreten musste.

Die Chancen dafür stehen günstig. Zum einen überlassen die USA aus mir unerklärlichen Gründen mit der Einstellung des Shuttle-Programms Mitte 2010 den Russen freiwillig das Feld in der bemannten Raumfahrt für mindestens 5 Jahre. Denn frühestens 2015 soll das neue amerikanische Raumschiff "Orion" zur Verfügung stehen. Damit liegt auch das Schicksal der Internationalen Raumstation ISS in russischer Hand. Sollte mit den betagten "Sojus"-Raumschiffen etwas passieren, müsste die Station aufgegeben werden. Auch die aufstrebende Raumfahrtmacht China könnte da nicht einspringen, selbst wenn sie es wollte.

Zum anderen erkennen die Russen immer deutlicher den sozial-ökonomischen Nutzen der Raumfahrt und sind bereit, mehr in diese Zukunftsbranche zu investieren. Der damalige Präsident Wladimir Putin hat 2007 die Forderung aufgestellt, die Raumfahrt verstärkt in den Dienst der Volkswirtschaft zu stellen. Als ersten Schritt ordnete er die Fertigstellung des Satellitennavigationssystems GLONASS bis 2009 an. Auf diese Weise soll jeder Bürger etwa am Navigationsgerät in seinem Auto den Nutzen dieser Politik am eigenen Leib spüren. Natürlich will Putin sein Land mit GLONASS auch vom amerikanischen Konkurrenzsystem GPS unabhängig machen und den Europäern mit ihrem Galileo-System zuvorkommen.

Mit Milliardenaufwand modernisiert deshalb Russland seine Raumfahrt, die in den letzten Jahrzehnten von der Substanz gelebt hat. Seit Gagarins Flug hat das Riesenreich quasi keine neuen Trägerraketen und Raumschiffe mehr gebaut. Die "Sojus"-Kapseln, die heute die ISS ansteuern, sind bereits seit 1967 im Dienst. Derzeit wird die fünfte und wohl letzte Generation mit digitaler Steuerung vorbereitet. Noch in diesem Jahr soll über ein neues bemanntes Raumschiff entschieden werden, das auch zum Mond fliegen kann.

Daneben wird ein neuer Weltraumbahnhof gebaut, von dem Ende des kommenden Jahrzehnts diese neuen Raumschiffe mit neuen Trägerraketen gestartet werden sollen. Damit macht sich Russland auch von Kasachstan unabhängig, auf dessen Territorium nach dem Zerfall der UdSSR das legendäre Kosmodrom Baikonur liegt.

Das Jahr 2011 will Russland als Jahr seiner Raumfahrt begehen. Die Gagarin-Ehrung steht dabei im Mittelpunkt. Das Andenken an den ersten Kosmonauten der Welt hat alle politischen und gesellschaftlichen Stürme unbeschadet überlebt, die seither über das Riesenreich hinweggefegt sind. Viele Denkmäler wurden seit dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre abgerissen. Doch die von Gagarin werden unverändert in Ehren gehalten. Mehr noch: Putin und sein Nachfolger im Kreml bedienen sich des guten Namens Gagarins. Sichtbarster Ausdruck dafür ist, dass die älteste Tochter des Kosmonauten, Jelena, zum 40. Jahrestag seines Fluges 2001 von Putin persönlich zur Chefin der Kremlmuseen ernannt wurde.

Zur Person: Gerhard Kowalski, Jahrgang 1942, studierte an der KMU Leipzig Fremdsprachen und Journalistik und arbeitete 40 Jahre lang als Journalist bei der DDR-Nachrichtenagentur ADN und dessen Nachfolgern, davon rund 18 Jahre als Auslandskorrespondent in Moskau, Warschau und Budapest. Seit 2007 freier Raumfahrtjournalist.

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